Migros – Von der Vision zur Realität

Wie alles begann

Alles begann am 25. August 1925 mit fünf zu Verkaufswagen umfunktionierten Ford-T-Lastwagen. Mit diesen fuhr Gottlieb Duttweiler durch die Quartiere der Stadt Zürich und legte damit den Grundstein zum Schweizer Detailhandelsunternehmen Migros. Mit dabei hatte Duttweiler zwar lediglich die sechs Basisartikel Kaffee, Reis, Zucker, Teigwaren, Kokosfett und Seife. Diese bot er jedoch um bis zu 40 Prozent günstiger als die Konkurrenz an. Denn der Visionär Duttweiler – auch liebevoll Dutti genannt – hatte das Ziel, den Lebensmittelhandel zu revolutionieren. Seine Vision: eine Verkaufsorganisation ohne Zwischenhandel zu schaffen und so eine direkte Brücke vom Produzenten zum Konsumenten zu schlagen. Die „Brücke” zwischen Produzent und Konsument wurde zum Symbol und zum Markenzeichen der Migros.

Die Migros-Idee gefiel: Die Leute kamen und kauften in grossen Mengen. Die Tiefpreis-Politik der Migros führte aber auch zu Boykotten. Angestammte Lebensmittelhändler fühlten sich attackiert und starteten eine Gegenoffensive. Mittels Lieferboykotten und Verleumdungen versuchten sie die Migros zu ruinieren. Den Mitgliedern der Fabrikantenverbände wurde es verboten, an die Migros zu verkaufen; wer sich nicht fügte wurde ebenfalls boykottiert. Der Aufruhr hatte für die Migros aber auch seine positive Seite: Er verhalf ihr zu grosser Publizität und dank ihren Tiefpreisen blieb ihre Popularität ungebrochen. Die Migros wurde immer erfolgreicher, expandierte in andere Kantone und eröffnete neben den Verkaufswagen auch Läden.

Dennoch erschwerten die Lieferboykotte es der Migros zunehmend, inländische Ware einzukaufen und sie war gezwungen, sich vermehrt im Ausland umzusehen. Sogar Schokolade – der Schweizer Exportschlager schlechthin – musste aus Deutschland importiert werden. Mit der Übernahme von Produktionsbetrieben begann Duttweiler 1928 ein eigenes Herstellernetz aufzubauen. Der Einstieg in die Eigenproduktion brachte Dutti seiner Vision, die Brücke zwischen Produzent und Konsument zu schlagen, noch näher. In ihren Industriebetrieben kopierte die Migros Markenprodukte und verkaufte sie zu einem deutlich tieferen Preis. Prozesse um Markenschutz häuften sich und bescherten der Migros äusserst wirksame Gratiswerbung. Heute umfasst die M-Industrie 20 Unternehmen.

Weder die Lieferboykotte noch die Migros-Verbote, die in einigen Kantonen während mehreren Jahren galten, konnten den Erfolg der Migros bremsen. 1933 war die Migros bereits mit 98 Läden und 41 Verkaufswagen in 18 Kantonen vertreten.

1941 verschenkte Duttweiler die Migros an seine wichtigsten Partner, an 75'000 Kundinnen und Kunden. Die ursprüngliche Aktiengesellschaft Migros AG wurde in eine Genossenschaft umgewandelt. Heute besteht die Migros aus zehn regionalen Genossenschaften und gehört mit ca. zwei Millionen Genossenschaftern den Schweizerinnen und Schweizern.

Mit einem Umsatz von über 20 Milliarden Franken und rund 94'000 Mitarbeitenden ist die Migros-Gruppe – aufgrund ihres Logos auch oft als „Oranger Riese” bezeichnet – heute nicht nur Marktführerin im Schweizer Detailhandel, sondern ebenfalls die grösste private Arbeitgeberin der Schweiz. Der Detailhandel bildet das Kerngeschäft der Migros-Gruppe, zu der die 20 Migros-eigenen Industriebetriebe, diverse Handels- und Reiseunternehmen sowie die Migros Bank gehören.
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